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Systematik

In allen guten Bestimmungs- und Handbüchern sind die Vogelarten systematisch geordnet, also nach Ordnungen, Familien und Gattungen. Hier möchte ich einen kleinen Überblick darüber geben, wie diese Einteilung gemacht wird und was man unter den einzelnen Abstufungen versteht. Gleichzeitig werden auch die jeweiligen wissenschaftlichen Namen und Bezeichnungen erläutert.

Ziele und Probleme der Systematik

Monophyletische Gruppen

Ein Ziel der biologischen Systematik ist es, alle Lebensformen zu klassifizieren und in Gruppen einzuteilen. Diese Einteilung soll nach der evolutionären Verwandtschaft vorgenommen werden. Im Idealfall ist dabei jede systematische Gruppe monophyletisch, was bedeutet, dass diese Gruppe alle Untergruppen enthält, die von einer einzigen Stammform abstammen.

Die Gruppe der Singvögel umfasst beispielsweise alle heutigen Arten, die von einem frühen "Ur-Singvogel" abstammen - somit ist diese Gruppe monophyletisch. Innerhalb der Gruppe der Singvögel stammen dann z. B. alle Schwalbenarten von einer "Ur-Schwalbe" ab, was die Schwalben ebenfalls zu einer monophyletischen Gruppe macht.

Würde man nun die Schwalben von den Singvögeln ausschliessen und etwa zu den Seglern stellen, wären die Singvögel keine monophyletische Gruppe mehr, da nicht mehr alle Abkömmlinge des "Ur-Singvogels" eingeschlossen wären - die Gruppe wäre paraphyletisch. Auf der anderen Seite wären auch die Segler nicht mehr monophyletisch: Ein Teil der Gruppe stammt vom "Ur-Segler" ab, der andere Teil von der "Ur-Schwalbe". Somit hätte die Gruppe zwei Stammformen - sie wäre polyphyletisch.

Kriterien für die systematische Einteilung

Um also eine korrekte Einteilung von Arten in monophyletische Gruppen vornehmen zu können, muss man den genauen "Stammbaum" dieser Arten kennen. Für die Erstellung dieser Stammbäume wird üblicherweise auf drei verschiedene Informationsquellen zurückgegriffen: Fossilien, Morphologie (körperliche Merkmale der Arten) und Genetik.
Alle diese Informationsquellen haben aber ihre Tücken. Der Fossilbeleg ist unvollständig, man hat bei weitem nicht von allen Zwischenformen aller Arten Fossilien gefunden. Körperliche Merkmale können in verschiedenen Gruppen unabhängig voneinander entstehen - so haben z. B. Vögel, Fledermäuse und Insekten Flügel, trotzdem sind diese drei Gruppen offensichtlich nicht näher miteinander verwandt. Und auch Stammbäume auf genetischer Basis können - je nach verwendeten genetischen Daten - ganz unterschiedlich aussehen.

Damit ist klar, dass es (bisher) weder eine absolut "korrekte" noch eine allgemein anerkannte Systematik gibt. Neue Erkenntnisse führen auch zu stetigen Veränderungen (und mit der Zeit Verbesserungen) in der Systematik. Momentan kommen diese neuen Erkenntnisse vor allem aus immer umfangreicheren (und somit präziseren) genetischen Analysen. Es ist also damit zu rechnen, dass in naher Zukunft noch einige Anpassungen an der Systematik gemacht werden müssen.

Ein generelles Problem ist ausserdem, dass sich die Natur nicht an diese menschgemachte Ordnung hält und da, wo wir gerne klare Abgrenzungen ziehen würden, in der Natur auch fliessende Übergänge vorkommen.

Die wichtigsten systematischen Gruppen

Art

Als Art (Spezies, sp.) bezeichnet man gemäss dem "biologischen Artkonzept" die Gesamtheit aller Individuen, die sich untereinander, aber grundsätzlich nicht mit Individuen anderer Arten, fortpflanzen und dabei fruchtbare Nachkommen zeugen. Diese Individuen gleichen sich normalerweise auch in den wesentlichen äusseren Merkmalen.
Allerdings kommt es auch vor, dass nahe verwandte Arten hybridisieren und dabei fruchtbare Nachkommen haben. Auch kann es sein, dass Individuen unterschiedlicher Populationen sich zwar noch miteinander fortpflanzen könnten, dies aber z. B. aufgrund geografischer Hindernisse nicht mehr tun. Hier ist die Abgrenzung von Art und Unterart (siehe nächster Absatz) manchmal schwierig.
Der wisschenschaftliche Name einer Art besteht immer aus zwei Teilen, wovon der erste gross geschrieben wird und die Gattung bezeichnet, während der zweite klein geschrieben wird und die eigentliche Art angibt. Der ganze Name wird üblicherweise kursiv geschrieben.
Beispiel: Dendrocopos major (Buntspecht)

Unterart

Als Unterart (Subspezies, Rasse, ssp.) bezeichnet man die auf eine geografische Region beschränkten Individuen einer Art, die sich von anderen Individuen dieser Art an äusseren Merkmalen unterscheiden. Im Gegensatz zu Arten können sich Unterarten problemlos mit anderen Unterarten derselben Art fortpflanzen. Ist eine Unterart stark von anderen Populationen der Art isoliert (z. B. durch geografische Hindernisse), kann daraus mit der Zeit eine eigene, neue Art entstehen.
Beim wissenschaftlichen Namen einer Unterart kommt zusätzlich zum Gattungs- und Artnamen noch die Bezeichnung der Unterart hinzu (klein geschrieben, üblicherweise kursiv). Oftmals haben Unterarten nur einen wissenschaftlichen Namen.
Beispiel: Dendrocopos major numidus (eine nordafrikanische Unterart des Buntspechtes)

Gattung

Eine Gattung ist eine Gruppe von mehreren nahe verwandten Arten. Es gibt keine objektiven und allgemeingültigen Kriterien, wie nahe die Arten innerhalb einer Gattung verwandt sein müssen bzw. wie die Grenzen einer Gattung gezogen werden.
Der wissenschaftliche Name einer Gattung ist immer der erste Teil des zweiteiligen wissenschaftlichen Artnamens (gross geschrieben, üblicherweise kursiv). Für einige Gattungen gibt es keine umgangssprachlichen (deutschen) Namen.
Beispiel: Dendrocopos (Buntspechte)

Familie

Eine Familie ist die "nächst höhere Stufe" nach der Gattung und setzt sich somit aus den Arten mehrerer nahe verwandter Gattungen zusammen.
Der wissenschaftliche Name einer Familie wird gross geschrieben und endet (bei Vögeln) immer auf -idae.
Beispiel: Picidae (Spechte)

Ordnung

Eine Ordnung setzt sich aus mehreren nahe verwandten Familien zusammen.
Der wissenschaftliche Name einer Ordnung wird gross geschrieben und endet (bei Vögeln) immer auf -iformes.
Beispiel: Piciformes (Spechtvögel)

Klasse

Eine Klasse besteht aus mehreren nahe verwandten Ordnungen. Die Vögel als Ganzes sind eine Klasse. Andere Klassen sind zum Beispiel Säugetiere oder Knochenfische.
Beispiel: Aves (Vögel)

Stamm

Ein Stamm ist (abgesehen von diversen Zwischenstufen) die oberste Kategorie innerhalb des Tierreiches. Somit gehören zu einem Stamm nahe verwandte Klassen. Die Vögel und Säugetiere gehören zum Stamm der Chordatiere. Ein anderer Stamm ist beispielsweise derjenige der Gliederfüsser, zu welchem unter anderen die Klasse der Insekten gehört.
Beispiel: Chordata (Chordatiere)

Reich

Das Reich ist die zweithöchste systematische Stufe. Die klassischen 4 Reiche sind Pflanzen, Pilze, Vielzellige Tiere und Einzellige Tiere. Gerade im Bereich der einzelligen Tiere ist die Systematik aber noch nicht gut erforscht und es wird oft eine andere Einteilung gemacht als in die 4 genannten Reiche.
Beispiel: Metazoa (Vielzellige Tiere)

Domäne

Die Domäne ist die höchste systematische Stufe. Es werden 3 Domänen unterschieden: Bakterien, Archaeen und Eukaryoten (Lebewesen mit Zellkern).
Beispiel: Eukaryota (Eukaryoten)

Zwischenstufen

Nebst diesen "Hauptstufen" gibt es noch diverse Zwischenstufen wie Über- und Unterordnung, Über- und Unterfamilie, und so weiter.

Einige Beispiele

Art: Nebelkrähe (Corvus coronix)
Gattung: Raben und Krähen (Corvus)
Familie: Krähenvögel (Corvidae)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Klasse: Vögel (Aves)

Unterart: Chlidonias niger surinamensis
Art: Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger)
Gattung: Sumpfseeschwalben (Chlidonias)
Familie: Seeschwalben (Sternidae)
Ordnung: Regenpfeiferartige (Charadriiformes)
Klasse: Vögel (Aves)

Art: Kolbenente (Netta rufina)
Gattung: Netta
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Klasse: Vögel (Aves)