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Zypern, Juli 2011

Reisedaten

Reisedatum: 4.-9. Juli 2011
Fortbewegungsmittel: Mietwagen
Unterkunft: Lordos Beach Hotel in Larnaca

Vorbemerkung

Juli ist bestimmt nicht die ideale Reisezeit für Zypern - die Insel ist um diese Jahreszeit relativ trocken und heiss, Zugvögel sind rar und die einheimischen Spezialitäten eher schwer zu finden. Da ich jedoch für eine Konferenz dort war, beschloss ich, trotzdem einen Tag früher anzureisen um ein wenig zu Birden und die beiden Endemiten (Schuppengrasmücke und Zypernsteinschmätzer) zu suchen. Da es bisher kaum Zypern-Reiseberichte aus dem Hochsommer gibt und auch Reiseführer in Buchform diese Zeit kaum abdecken, beschloss ich, meine wenigen Erfahrungen mit jenen zu teilen, die es vielleicht auch einmal um diese Jahreszeit nach Zypern verschlägt.

Reisebericht

1. Tag (4.7.11): Zürich - Larnaca

Ich flog nachmittags von Zürich nach Larnaca, wo ich meinen Mietwagen übernahm. Da das Tageslicht für erste Beobachtungen kaum mehr ausreichte, fuhr ich direkt zum Hotel.

2. Tag (5.7.11): Akrotiri Halbinsel - Kensington Cliffs - Asprokremnos Stausee

Um noch in den etwas kühleren Morgenstunden mein erstes Ziel, die Akrotiri Halbinsel knapp 100 km westlich von Larnaca, zu erreichen, brach ich frühmorgens auf. Die Akrotiri Halbinsel bietet verschiedene gute Beobachtungsstellen. Ich besuchte zuerst die Phassouri Reedbeds, eine ausgedehnte Schilffläche im Westen der Halbinsel. Dank den dieses Jahr ausgiebigen Regenfällen im Winter und Frühjahr waren die Tümpel dort noch nicht ausgetrocknet. Dies ermöglichte für die Jahreszeit relativ gute Beobachtungen: Nebst dem häufigen Cistensänger konnte ich auch einige Kuh- und Rallenreiher sowie ein paar Limikolen beobachten. Aus der Wiese erklang ausserdem der charakteristische Ruf eines Halsbandfrankolins. Da die Bedingungen hier relativ gut waren, beschloss ich, etwas mehr Zeit zu investieren und dafür keine weiteren Gebiete auf der Akrotiri Halbinsel zu besuchen.


Cistensänger
Rallenreiher
Phassouri Reedbeds

Zufrieden mit dem Ergebnis meines Aufenthaltes fuhr ich weiter über die alte Hauptstrasse von Limassol nach Paphos. Nach kurzer Zeit legte ich einen weiteren Halt an den Kensington Cliffs ein. Kurz nach der Abzweigung zum Apollo Sanctuarium führt links eine kleine Strassen an die Klippen und hinunter zum Strand. Der Weg hinunter war mit meinem Wagen nicht befahrbar, aber bereits von oben auf den Klippen hat man einen schönen Rundblick und gute Chancen, die spannenden Arten hier zu finden: Eleonorenfalke und Gänsegeier. Während ich bereits nach kurzer Zeit mindestens 3 Eleonorenfalken schön bei ihren Luftspielen beobachten konnte, fehlte mir die Zeit, um auf das Auftauchen eines Geiers zu warten. Dafür konnte ich im Gestrüpp oben auf den Klippen meine erste Hauptzielart entdecken: ein Schuppengrasmücken-Paar! Mehrere Chukarhuhn-Familien rundeten das ornithologische Gesamtbild dieses erfolgreichen Zwischenstopps ab.


Aussicht von den Kensington Cliffs, rechts im Hintergrund die Akrotiri Halbinsel.

Auf dem Weg zum letzten Ziel für diesen Tag, dem Asprokremnos-Stausee, konnte ich in der Gegend um Pissouri auf Telefonleitungen entlang der Strasse insgesamt drei Blauracken und bei Kouklia einen Bienenfresser entdecken.
Der Stausee selber und die Umgebung waren dagegen eher enttäuschend. Auf dem See war ausser einigen Mittelmeermöwen nichts zu sehen. Am Ufer und an den Tümpeln unterhalb des Sees fand ich noch einige Cistensänger und Blassspötter. Ausserdem zeigten sich wieder drei Familien Chukarhühner mit bereits flugfähigen Jungvögeln.

Blauracke
Chukarhuhn


Von den Kensington Cliffs zum Asprokremnos Stausee

Da der Tag bereits recht weit fortgeschritten war und ich noch den Athalassa Forest bei Nicosia besuchen wollte, fuhr ich ohne weitere Umwege über die Autobahn bis kurz vor die Hauptstadt. Der Athalassa Forest ist ein Waldgebiet am Stadtrand von Nicosia mit einem kleinen Stausee. Leider war nicht viel mehr zu sehen als ein paar Zwergtaucher und Bläss- und Teichhühner auf dem See, der sich von einem kleinen Hide aus überblicken lässt. Das Gebiet scheint aber durchaus das Potenzial für einzelne spannende Beobachtungen zu haben.
Damit beendete ich den Tag und kehrte ins Hotel zurück.

3. Tag (6.7.11): Akhna Stausee

Frühmorgens vor Beginn der Konferenz entschloss ich mich zu einem kurzen Abstecher an den Akhna Stausee, knapp 20 min Fahrzeit nordöstlich des Hotels gelegen. Das Auto stellte ich vor dem Animal Park am See ab. Das frühe Aufstehen hatte sich auf jeden Fall gelohnt: Kurz nach der Ankunft hörte ich bereits einen Halsbandfrankolin, und auch eine Wachtel liess ihren Ruf erklingen. Bald darauf konnte ich Stelzenläufer und Blassspötter zu meiner Artenliste hinzufügen. Haubenlerchen waren omnipräsent. Während eines kleinen Spaziergangs entlang des Sees kamen schliesslich noch eine Brillengrasmücke, eine Gruppe Chukarhühner, 5 Spornkiebitze, 3 Wiedehopfe, ein Waldwasserläufer und zahlreiche Nacht-, Seiden- und Graureiher hinzu. Mit diesen tollen Beobachtungen kehrte ich ins Hotel zurück und nahm den ersten Konferenztag in Angriff.

Brillengrasmücke

Spornkiebitz
Rauchschwalbe
Akhna Stausee

4. Tag (7.7.11): Akhna Stausee

Abends nach dem zweiten Konferenztag fuhr ich mit ein paar Kollegen nochmals an den Akhna Stausee. Wir konnten in etwa die gleichen Arten beobachten wie ich am Vortag, nennenswert ist einzig die zusätzliche Beobachtung einer Weissbart-Seeschwalbe und dreier Rallenreiher. Dafür konnten wir Halsbandfrankolin und Wachtel nicht mehr hören.


Haubenlerche
Hardun
Violetter Sonnenzeiger
Akhna Stausee

5. Tag (8.7.11): Oroklini Lake - Stazousa Tal - Troodos

Der dritte Konferenztag war Exkursionstag. Am Vormittag standen Vogelbeobachtungen auf dem Programm, zuerst beim nahe des Hotels gelegenen Oroklini Lake, einem etwa 50 Hektar grossen Feuchtgebiet. Am Rande des Gebietes hörten und sahen wir ein Halsbandfrankolin-Männchen. Auf den Schlammbänken und im flachen Wasser waren Limikolen wie Stelzenläufer, Säbelschnäbler, Spornkiebitz, Flussuferläufer und Sandregenpfeifer zu sehen, über dem See flogen Zwergseeschwalben. Ausserdem war ein einzelner Rosaflamingo anwesend, der wegen beschädigten Handschwingen nicht hatte weiterziehen können.

Spornkiebitz
Stelzenläufer
Rosaflamingo
Oroklini Lake

Nach dem Oroklini Lake ging es weiter ins Stazousa Tal zwischen Klavdia und Pyrga, westlich von Larnaca. Bei verschiedenen Stopps konnten wir hier Schuppengrasmücke, Zypernsteinschmätzer, Blauracke, Steinkauz, Dohlen und weitere Arten beobachten.


Das Stazousa Tal zwischen Klavdia und Pyrga

Danach fuhren wir weiter ins Landesinnere, wo wir am Nachmittag das Visitor Center des Troodos Nationalparks besuchten.

6. Tag (9.7.11): Oroklini Lake - Stazousa Tal - Machairas Forest - Larnaca - Zürich

An meinem letzten Tag in Zypern besuchte ich mehr oder weniger die gleichen Orte wie am Vortag nochmals, um in aller Ruhe fotografieren zu können. Der Oroklini Lake wartete nochmals mit dem gleichen Artenspektrum auf. Im Stazousa Tal war mir das Glück hold und ich bekam eine Schuppengrasmücken-Familie sehr schön vor die Linse.

Schuppengrasmücke
Schuppengrasmücke


Stazousa Tal

Statt nach Troodos fuhr ich heute aber in den Machairas Forest, ebenfalls etwas höher oben im Landesinnern gelegen. In dieser Gegend konnte ich von der Strasse her immer wieder Arten wie Zypernsteinschmätzer, Maskenwürger und Bienenfresser entdecken. Einen längeren Halt legte ich beim Kionia Picknickplatz ein - von dort lagen aus den letzten Wochen einige gute Meldungen (u. a. Kappenammer) vor. Leider blieb die Gegend unter den Erwartungen, und ich konnte nur Blassspötter, Amsel, Buchfink, einen Habicht und als Highlight die zyprische Unterart der Tannenmeise beobachten.

Maskenwürger
Bienenfresser

Tannenmeise
Machairas Forest

Mit diesen Beobachtungen beendete ich meine Zypern-Reise und fuhr zurück nach Larnaca, wo ich den Mietwagen abgab, bevor ich Abends zurück nach Zürich flog.

Allgemeine Reisetipps für Zypern

Beobachtungsbedingungen: Beobachtungs-Infrastruktur wie Hides oder Informationszentren gibt es in Zypern leider nur an wenigen Orten. Einige Hides (sofern sie diese Bezeichnung verdienen, ich hielt sie zuerst für halbzerfallene Schuppen) gibt es zum Beispiel in den Phassouri Reedbeds, ein Informationszentrum und Wanderwege im Troodos Nationalpark.
Die meisten Vögel in Zypern sind extrem scheu, was das Beobachten und vor allem Fotografieren oft erschwert. Dies liegt natürlich an der relativ intensiven Bejagung. Wer während den Hauptzugzeiten Zypern besucht, muss auch nach wie vor damit rechnen, illegal aufgestellte Leimruten und Netze zu finden.

Verkehr: Der öffentliche Verkehr in Zypern ist nur auf den Hauptachsen und in der Umgebung der grösseren Städte brauchbar, wer die ornithologisch interessanten Gebiete besuchen will, ist auf einen Privatwagen angewiesen. Die meisten Hauptstrassen und Autobahnen sind in ordentlichem Zustand, wer jedoch kleine Nebenstrassen und nicht asphaltierte Fahrwege benutzen will (was sich in einigen Gebieten aufdrängt), sollte auf einen geländegängigen Wagen zurückgreifen.
Wer mit einem kleineren Bewegungsradius zufrieden ist oder mehr Zeit hat, kann die Insel natürlich auch mit dem Fahrrad erkunden.
Zu beachten ist, dass auf Zypern Linksverkehr gilt.

Essen & Unterkunft: Hotels sind in Zypern leicht zu finden, da die ganze Insel (insbesondere die Küstenregionen) relativ touristisch ist. Wer eine einigermassen zentral gelegene Unterkunft hat, kann von dort aus problemlos die ganze Insel erkunden.
Auch Restaurants sind fast überall problemlos zu finden; das Essen ist meist gut und die Preise akzeptabel.

Literaturtipps

Für die Reiseplanung griff ich vor allem auf die beiden Bücher "A Birdwatching Guide to Cyprus" (1998) von A. Stagg & G. Hearl und "Where to Watch Birds in Turkey, Greece and Cyprus" (1996) von H. Welch, L. Rose, D. Moor, B. Oddie & H. Sigg zurück.
Hilfreich sind auch die Informationen auf der Webseite von BirdLife Zypern, insbesondere die kürzlichen Beobachtungen und ein frei verfügbares PDF-Dokument mit einigen von den besten Beobachtungsgebieten in Zypern.