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Gebirge und Tundra

In Europa finden wir mehrere grosse Gebirgszüge, beispielsweise die Alpen, die Pyrenäen, den Ural, den Balkan und den Kaukasus. Der Lebensraum im Gebirge ist stark abhängig von der Höhe - man unterscheidet deshalb verschiedene Höhenstufen.

  • Kolline Höhenstufe (Hügellandstufe): Diese Höhenstufe ist stark landwirtschaftlich geprägt und natürlicherweise von Laubwäldern dominiert.
  • Montane Höhenstufe (Gebirgsstufe): In der montanen Stufe ist die Obergrenze der Landwirtschaft, die Wälder sind zunehmend mit Nadelhölzern (Weisstanne) durchsetzt. Die Gipfelregionen der Mittelgebirge sind in dieser Höhenstufe.
  • Subalpine Höhenstufe: Dominierend sind hier Nadelwälder mit Fichte, Lärche und Arve, dazwischen finden sich teilweise Alpweiden.
  • Alpine Höhenstufe: Ab der alpinen Stufe ist die Vegetationszeit für Bäume zu kurz, sie ist deshalb waldfrei. Hier wachsen Zwergstrauchheiden und Alpine Rasen.
  • Nivale Höhenstufe: Die Landschaft ist dominiert von ewigem Schnee und Eis oder nacktem Fels und Schutt; Pflanzen können sich nur vereinzelt ansiedeln.

In welcher Höhe die jeweiligen Höhenstufen auftreten ist unterschiedlich, in den nördlichen Voralpen beginnt die alpine Stufe etwa ab 2000 m ü. M., in den südlichen Alpen liegt sie bis zu 500 m höher.
Im Norden Skandinaviens findet man die entsprechenden Lebensräume bereits auf Meereshöhe, sie werden dort als Tundra bezeichnet.

Unterschiedliche Lebensräume im Gebirge

Während Wälder und Kulturlandschaft bis zur subalpinen Stufe bei den entsprechenden Lebensräumen beschrieben sind, folgt hier die Beschreibung der verschiedenen Lebensräume ab der alpinen Höhenstufe.

Alpine Waldgrenze

Der Bereich der Waldgrenze ist eine besonders interessante Region. Der Übergang von Wald zu Offenland bietet auf kleinem Raum eine grosse Vielfalt an verschiedenen Lebensräumen. Hier kommen nicht nur typische Gebirgsarten wie Ringdrossel, Birkenzeisig, Zitronengirlitz und Birkhuhn vor, sondern auch solche, die wir aus halboffenen Lebensräumen im Flachland kennen, z. B. Heckenbraunelle und Baumpieper.

Baumgrenze
Waldgrenze in den Walliser Alpen bei Saas Fee (Schweiz)

Alpine Rasen, Zwergstrauchheiden und Bergtundra

Die artenreichen alpinen Wiesen und Zwergstrauchheiden sind Lebensraum zahlreicher hochspezialisierter Pflanzen und Tiere. Charakteristische Vogelarten sind hier beispielsweise Alpenschneehuhn, Ohrenlerche, Bergpieper, Alpendohle, Steinschmätzer, Alpenbraunelle und Schneesperling. Auch kommen hier zusätzlich Arten vor, die sonst Wiesen in tieferen Lagen besiedeln, z. B. Braunkehlchen, Bluthänfling und Feldlerche. Wo die Wiesen mit mehr Felsen und Geröll durchsetzt sind, kommen Arten wie Steinhuhn, Steinrötel, Hausrotschwanz und Schneesperling dazu.
In Nordeuropa werden die entsprechenden Lebensräume als Fjell (Bergtundra) bezeichnet. Im Erscheinungsbild und auch in der Artenzusammensetzung gleichen sie der Alpinen Zone in südlicheren Gebirgen stark, allerdings sind solche Flächen hier viel ausgedehnter vorhanden. Zusätzlich zu vielen Arten der Gebirgen kommen hier z. B. Mornellregenpfeifer, Alpenstrandläufer, Berghänfling und Schneeammer vor.

Alpine Höhenstufe
Alpine Landschaft in den Cairngorm Mountains (Schottland)

Felswände

Hohe Felswände sind insbesondere als Brutplätze von Felsenbrütern von Bedeutung. Auf Vorsprüngen brüten Greifvögel wie Steinadler, Geier und Falken sowie Uhu und Kolkrabe, in den Nischen und Spalten u. a. Hausrotschwanz und Alpensegler, und unter Überhängen errichten Fels- und Mehlschwalben ihre Nester. Spezialisiert auf das Leben in Felswänden ist der Mauerläufer, der hier nicht nur brütet, sondern auch nach Nahrung sucht. Felsige Gebiete kommen auch in tieferen Lagen vor und beherbergen dort weitere bzw. andere Arten, in südlichen Breitengraden z. B. die Blaumerle.
In sehr trockenen Gebieten ist der Übergang von felsigen Gebirgszügen zu Fels- und Steinwüste fliessend.

Felswände
Steile Felswände in der Todra-Schlucht (Marokko)

Nivale Stufe

In dieser Höhe steigen die Temperaturen auch im Sommer meist nur wenig über den Gefrierpunkt. Fels- und Schuttflächen mit nur minimalem Pflanzenbewuchs wechseln mit Gletschern und ewigen Schneefeldern ab. Die nivale Höhenstufe bietet aufgrund der äusserst spärlichen Vegetation nur eine sehr bescheidene Lebensgrundlage. Somit finden wir hier nur wenige, hochspezialisierte Vogelarten. Das Alpenschneehuhn etwa sucht manchmal so hochgelegene Lebensräume auf, und der Schneesperling kann hier sogar brüten.
Kältewüsten und Eisschilde der polaren Regionen sind der nivalen Höhenstufe ökologisch sehr ähnlich. Sie sind in Europa nur im äussersten Norden zu finden (Spitzbergen, Grönland).

Nivale Stufe
Nivale Höhenstufe im Gebiet des Titlis (Schweiz)

Zugverhalten von Gebirgsvögeln

Da der Winter im Gebirge sehr hart ist und ab der alpinen Stufe kaum Nahrungsquellen für Vögel bleiben, sind viele hier brütende Arten Lang- oder Kurzstreckenzieher, die den Winter im wärmeren Süden verbringen. Andere Arten bewegen sich im Winter hinunter ins Flachland, ziehen aber kaum gegen Süden - man spricht in diesem Fall von Vertikalziehern. Typische Vertikalzieher sind Bergpieper, Mauerläufer und Birkenzeisig. Andere Arten bleiben zwar im Hochgebirge, begeben sich zur Nahrungssuche aber regelmässig in tiefere Lagen, unternehmen also sogenannte vertikale Nahrungsflüge - so beispielsweise Alpendohle und Alpenkrähe. Nur wenige Arten harren (fast) durchgehend im Hochgebirge aus, z. B. Alpenschneehuhn, Alpenbraunelle und Schneesperling. Sie suchen an windexponierten, aperen Stellen nach Nahrung.

Schneesperling
Ein nahrungssuchender Schneesperling an einer aperen Stelle auf dem Gemmipass (Schweiz)

Vergleich mit dem Hohen Norden

Aufgrund der grossen Ähnlichkeit der Lebensräume ist es wenig erstaunlich, dass viele Vogelarten sowohl in den Tundren Nordeuropas als auch in den Alpinen Stufen südlicherer Gebirge vorkommen. Gute Beispiele dafür sind etwa Alpenschneehuhn, Ohrenlerche, Steinschmätzer und Birkenzeisig. Andere Arten dagegen finden wir nur in den Gebirgen in südlicheren Lagen (z. B. Schneesperling, Steinhuhn), während einige nordische Arten in den Gebirgen weiter südlich fehlen (z. B. Moorschneehuhn, Schnee-Eule sowie Sporn- und Schneeammer).
Interessanterweise brüten viele Zugvögel (v. a. Limikolen und Entenvögel) fast ausschliesslich im Norden, obwohl ihnen die mitteleuropäischen Gebirge ähnliche Brutlebensräume bieten würden; z. B. Mornellregenpfeifer, Alpenstrandläufer, Schellente, Gänse- und Zwergsäger. Einige dieser Arten brüten in kleinerer Zahl und teilweise nur unregelmässig auch in südlicheren Gebirgen, was zeigt, dass die Lebensräume dort durchaus auch brauchbar wären. Eine mögliche Erklärung für die Bevorzugung der nördlichen Brutgebiete ist die deutlich höhere Tageslänge, durch welche die Nahrungssuche praktisch rund um die Uhr möglich ist. Zudem sind alpine Lebensräume im Norden viel grossflächiger vorhanden als in den südlicheren Gebirgen.

Alpenstrandläufer
Alpenstrandläufer im Bruthabitat auf der Varanger-Halbinsel (Norwegen)