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SeeSee

Küsten und Meere

Meere bedecken mehr als zwei Drittel der Erdoberfläche - es ist somit nicht verwunderlich, dass sich zahlreiche Vogelarten auf diesen Lebensraum spezialisiert haben. Einige Arten halten sich hauptsächlich an den Küsten auf, andere dagegen sind zeitweise oder ganzjährig auf dem offenen Meer unterwegs.

Offenes Meer

Zahlreiche Vögel haben sich auf das Leben auf dem offenen Meer spezialisiert und suchen die Küste nur zum Brüten auf. Sie halten sich entweder hauptsächlich fliegend über dem Wasser auf, oder schwimmen und tauchen im Meer. Zu den hauptsächlich fliegenden Meeresvögeln gehören alle Röhrennasen, zwei Familien der Ruderfüsser (Tölpel und Fregattvögel), die Tropikvögel sowie einige Möwen- und Seeschwalbenarten. Zu den schwimmenden und tauchenden Meeresvögeln zählen die Pinguine und Alken.
Viele weitere Arten brüten zwar auch oder ausschliesslich im Binnenland, halten sich aber ausserhalb der Brutzeit hauptsächlich auf dem offenen Meer auf. Dazu gehören die Meeresenten, Seetaucher, einzelne Kormorane, Wassertreter, Raubmöwen sowie diverse Möwen- und Seeschwalbenarten.

Atlantiksturmtaucher
Atlantiksturmtaucher über dem Meer zwischen den Äusseren Hebriden und St. Kilda (Schottland)

Nahrung

Die Hauptmotivation für Vögel, sich aufs offene Meer hinaus zu begeben, ist das Nahrungsangebot. Fische, Kopffüsser (Tintenfische), Krebstiere und Plankton sind für die meisten Arten die Hauptnahrung. Um geeignete Nahrungsgründe zu finden, können Meeresvögel innerhalb weniger Tage mehrere 1000 km zurücklegen.
Die Nahrung wird entweder im Flug von der Wasseroberfläche aufgesammelt (z. B. Sturmschwalben), stosstauchend erbeutet (z. B. Tölpel, Seeschwalben), schwimmend an der Wasseroberfläche aufgenommen (z. B. Albatrosse, Sturmvögel) oder tauchend unter Wasser gejagt (z. B. Pinguine, Seetaucher).

Küstenseeschwalbe
Küstenseeschwalbe erbeutet ein Fischchen vor der Küste bei Vardø (Norwegen)

Gefährdung von Meeresvögeln

Meeresvögel sind die am stärksten bedrohte Vogelgruppe der Welt! BirdLife International hat deshalb ein spezielles Programm für den Schutz der Meeresvögel. Die Ursachen für die Gefährdung der Meeresvögel sind vielfältig:

  • Eine Hauptgefährdungsursache ist der kommerzielle Fischfang. Einerseits wird durch die Überfischung das Nahrungsangebot eingeschränkt, andererseits kommen viele Meeresvögel als Beifang in Netzen zu Tode oder verfangen sich in Angelleinen. Da die meisten Arten natürlicherweise eine sehr hohe Lebenserwartung und langsame Fortpflanzung haben, haben diese Verluste besonders schwerwiegende Auswirkungen auf die Populationen.
  • Viele Meeresvögel brüten auf entlegenen Inseln, die natürlicherweise frei von Landraubtieren wären. Durch den Menschen wurden aber auf vielen dieser Inseln Katzen, Ratten und andere Tiere eingeführt, die Gelege und teilweise brütende Altvögel fressen. Diverse Arten wurden dadurch ausgerottet oder stehen kurz davor. Mit riesigem Aufwand werden derzeit mehrere solcher Inseln von den eingeführten Raubtieren befreit, u. a. im Rahmen des "Invasive Alien Species" Programmes von BirdLife International.
  • Im Meer treibende Müllteile (v. a. Plastik) werden oft von den Vögeln mit der Nahrung aufgenommen. Sammelt sich zu viel Müll, der nicht mehr ausgeschieden werden kann, im Magen an, verhungern sie. Jährlich gelangen ca. 8 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Weltmeere! Eine besonders hohe Konzentration erreicht der Müll z. B. im nördlichen Pazifik, man spricht vom "Great Pacific Garbage Patch" (Grosser Pazifikmüllfleck) - geschätzte 100 Millionen Tonnen Plastikmüll treiben dort an der Meeresoberfläche.
  • Durch die globale Klimaveränderung nehmen die Fischbestände in den Brutgebieten einiger Meeresvögel stark ab, was den Bruterfolg dramatisch reduziert. Dies dürfte z. B. die Hauptursache für den starken Rückgang des Papageitauchers sein, der seit kurzem auf der Roten Liste der europäischen Brutvögel in der zweithöchsten Gefährdungskategorie (stark gefährdet) geführt wird.
  • Auch Ölkatastrophen fordern regelmässig grosse Opferzahlen unter den Meeresvögeln.

Küsten

Küsten können sehr unterschiedlich sein und ziehen entsprechend verschiedene Vogelarten an. Einige Meeresvögel suchen Küsten nur zum Brüten auf, andere Arten rasten oder überwintern an Küsten und wieder andere halten sich das ganze Jahr über hier auf.

Klippenküsten

Steile Felsklippen sind der Brutort der meisten Meeresvögel. Sie nisten auf Felsvorsprüngen, in Nischen oder Erdhöhlen. Am auffälligsten sind die Alkenvögel, die geeignete Klippen teilweise zu Hunderttausenden besiedeln. Auch Basstölpel, Eissturmvögel und einige Möwen, z. B. die Dreizehenmöwe, besiedeln in grossen Kolonien die Klippenküsten. Weitgehend unbemerkt bleiben dagegen Sturmschwalben und Sturmtaucher, die sich tagsüber auf dem offenen Meer aufhalten und ihre Brutplätze nur im Schutze der Dunkelheit aufsuchen.
Die grossen Seevogelkolonien bieten räuberischen Arten Nahrung im Überfluss. Insbesondere Grossmöwen und Raubmöwen suchen Jungvögel und Eier oder jagen zurückkehrenden Alken und Seeschwalben die Beute ab.
Aber auch Nicht-Meeresvögel nutzen die Brutmöglichkeiten in den Klippenküsten, z. B. Wanderfalke, Felsenschwalbe, Kolkrabe und Alpenkrähe. Ein Charaktervogel der nördlichen Klippenküsten ist ausserdem der Seeadler.

Klippenküste
Etwa 40% der Tordalken-Weltpopulation brütet an der Klippenküste von Látrabjarg (Island)

Flache Sand-, Kies- und Felsküsten

An flacheren Küsten gibt es oft grosse Flächen, die durch die Gezeiten zweimal täglich überflutet werden und wieder trockenfallen - das sogenannte Watt. Daran anschliessend können sich Dünen bilden, die je nach Alter und Einfluss von Meer und Wind in Form und Bewuchs variieren. In nur unregelmässig, z. B. bei Sturmfluten, vom Meer überschwemmten Flächen gedeihen im Schutz von Dünen oder vorgelagerten Inseln Salzwiesen. In südlicheren Lagen wachsen Mangroven anstelle von Salzwiesen.
Limikolen gehören zu den auffälligsten Vögel an flachen Küsten. Typische küstenbewohnende Limikolen sind beispielsweise Austernfischer, Säbelschnäbler, Sand- und Seeregenpfeifer sowie an eher steinigen und felsigen Küsten Meerstrandläufer und Steinwälzer. Ausserhalb der Brutzeit sind auch fast alle anderen Limikolenarten an den Küsten zu Gast, einige können dabei riesige Schwärme bilden (z. B. Goldregenpfeifer und viele Strandläufer-Arten).
An Kies- und Sandstränden, in den Dünen und auf flachen, küstennahen Inseln bilden einige Möwen (z. B. Herings- und Silbermöwe) und Seeschwalben (z. B. Zwerg-, Brand- und Küstenseeschwalbe) grosse Brutkolonien. In den Sanddünen brüten auch Eiderenten und Brandgänse.
Ein charakteristischer Küstenvogel ist der Strandpieper, er hält sich das ganze Jahr über v. a. an steinigen und felsigen Küsten auf. Andere Singvögel suchen die Strände hauptsächlich ausserhalb der Brutzeit auf und suchen im Spülsaum nach Nahrung, so z. B. Ohrenlerche oder Sporn- und Schneeammer.
Verschiedene Gänsearten, z. B. Kurzschnabel- und Ringelgans, überwintern in grossen Trupps an den Küsten und suchen oft auf den Salzwiesen nach Nahrung.
Auch einige Reiher und Ibisse suchen an der Küste nach Nahrung, spezialisiert auf diesen Lebensraum sind z. B. Küsten- und Mangrovenreiher, aber auch Silberreiher und Sichler sind regelmässig an der Küste zu beobachten.

Flussmündung
Flache Sand- und Kiesküste mit Dünen im Ythan Estuary (Schottland)

Lagunen und Salinen

Als Lagunen werden vom Meer durch die Ablagerung von Sand oder anderen Sedimenten fast oder ganz abgetrennte Küstengewässer bezeichnet. Je nach Zuflüssen und Verbindung zum Meer kann das Wasser in Lagunen süss, salzig oder brakig sein. Da Lagunen vor starkem Wellengang und Wind etwas geschützt sind, kann sich hier eine reichhaltige Tier- und Pflanzenwelt entwickeln. Ähnliche Lebensräume wie in Lagunen bilden sich auch in Salinen, also durch den Menschen vom Meer abgetrennte Salzwasserbecken, in denen durch Verdunstung Meersalz gewonnen wird.
In Lagunen und Salinen kommen zahlreiche Limikolen vor, typisch sind z. B. Stelzenläufer, Säbelschnäbler, Seeregenpfeifer und Rotschenkel; aber auch die meisten anderen Limikolen flacher Küsten sind hier anzutreffen. Enten, Möwen, Seeschwalben, Schreitvögel und Flamingos suchen gerne in den geschützten Küstengewässern nach Nahrung, und Greifvögel wie z. B. Rohrweihe und Fischadler halten nach Beute Ausschau.
Wo sich eine dichtere Ufervegetation bildet, finden auch Rallen wie etwa das Purpurhuhn und diverse Singvögel einen geeigneten Lebensraum.

Lagune
Lagune im Ria de Alvor (Portugal)

Gefährdung von Küstenvögeln

Im Gegensatz zu den Vögeln des offenen Meeres sind Küstenvögel deutlich weniger durch Fischerei und invasive Arten bedroht. Klimaveränderung und Verschmutzung durch Müll und Öl betreffen diese Arten aber genauso.
Ein grosses Problem an Küsten sind Störungen durch den Menschen - insbesondere flache Kies- und Sandstrände sind beliebte touristische Ziele. Störungsempfindliche, bodenbrütende Arten dieser Lebensräume sind teilweise stark zurückgegangen, so z. B. die Zwergseeschwalbe.
Küstennahe Feuchtgebiete und Lagunen werden teilweise zwecks Baulandgewinnung (oft für Hotelanlagen) oder zur landwirtschaftlichen Nutzung zerstört.