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Nordengland & Schottland, Juli 2005

Reisedaten

Reisedatum: 30. Juni - 7. Juli 2005
Fortbewegungsmittel: Mietwagen
Unterkünfte: Bed & Breakfast und günstige Hotels

Reisebericht

1. Tag (30.6.05): Zürich - Manchester - Seahouses

Ab Zürich flogen wir nach Manchester City, wo wir unseren Mietwagen übernahmen. Auf direktem Weg fuhren wir weiter nach Seahouses, um am nächsten Tag bei günstigen Wetterverhältnissen bereits einen Abstecher auf die Farne Islands machen zu können.
Nach einer problemlosen Reise erwartete uns bei unserer späten Ankunft in Seahouses das erste Ungemach: Sämtliche B&Bs und Hotels in der Umgebung waren ausgebucht! Somit blieb uns nichts anderes übrig, als im Auto am Strassenrand zu nächtigen.

2. Tag (1.7.05): Seahouses - Farne Islands

Nach einer mehr oder weniger durchwachten Nacht im Auto wurden wir im ersten Morgengrauen von einem Wiesenpieper geweckt, der auf einem nahen Zaunpfahl sang. Eine kleine morgentliche Exkursion an den Strand brachte noch Beobachtungen von Grossen Brachvögeln, Austernfischern und einer Trauerbachstelze ein.
Etwas später, nach einem notdürftigen Frühstück, buchten wir den "All Day Bird Watch" Trip von Billy Shiel zu den Farne Islands, mit jeweils etwa zweistündigem Aufenthalt auf den Inseln "Staple Island" und "Inner Farne". Am Hafen von Seahouses konnten wir weitere schöne Beobachtungen machen: einige Eiderentenfamilien, Silbermöwen, Brand- und Küstenseeschwalben und Dohlen.

Seahouses
Morgenstimmung am Strand von Seahouses

Die Bootsfahrt dauerte eine gute halbe Stunde und bot Gelegenheit zur Beobachtung von verschiedenen Möwen, Alken und Basstölpeln. Auch der Besuch einer Kegelrobbenkolonie stand auf dem Programm, bevor wir die erste Insel ansteuerten.
Der Empfang auf Staple Island ist immer beeindruckend: Kaum an Land, ist man von Seevögeln wie Krähenscharben, Papageitauchern, Trottellummen, Tordalken, Dreizehen- und Heringsmöwen umgeben. In den nächsten zwei Stunden genossen wir ausgiebig die Beobachtungen all dieser Arten aus nächster Nähe.

Trottellumme
Krähenscharbe
Dreizehenmöwe
Farne Islands
Staple Island

Anschliessend wurden wir auf die nächste Insel, Inner Farne, transferiert. Die Kulisse dort steht der von Staple Islands um nichts nach. Die dominierenden Arten sind hier Küsten- und Brandseeschwalbe, welche die gesamte Insel in Beschlag nehmen. Da sie zum Teil direkt an und auf den Wegen brüten und ihre Brut aggressiv verteidigen, wird der Gang über die Insel stellenweise zu einem regelrechten Spiessrutenlauf. Nichtsdestotrotz war auch der Aufenthalt hier enorm eindrücklich. Zusätzlich zu den bereits auf Staple Island gesehenen Arten konnten wir noch Flussseeschwalbe, Lachmöwe, Austernfischer, Sandregenpfeifer und Strandpieper beobachten.
Tipp: Auf Inner Farne brüten regelmässig ein oder zwei Paare der Rosenseeschwalbe. Es lohnt sich, die Mitarbeiter des National Trust danach zu fragen, sie können eventuell den genauen Brutplatz zeigen!

Küstenseeschwalbe
Tordalk
Brandseeschwalbe
Papageitaucher
Inner Farne

Nach der Rückkehr aufs Festland setzten wir unsere Reise gen Norden fort und fanden nahe der schottischen Grenze ein gemütliches B&B auf einer abgelegenen Farm. Diesmal stand einer erholsamen Nacht nichts im Weg!

3. Tag (2.7.05): North Berwick - Edinburgh - Loch Leven - Stonehaven

Frisch ausgeschlafen und mit einem englischen Frühstück im Magen machten wir uns auf den Weg nach North Berwick, von wo aus wir eine Bootsfahrt zum Bass Rock, Brutstätte unzähliger Basstölpel, machen wollten. Doch leider gab es nur eine Tour später am Tag, die nicht mehr in unseren relativ engen Zeitplan passte.

Also fuhren wir weiter nach Edinburgh, wo wir unter der grossen Brücke nach den Rosenseeschwalben suchten, die dort auf einer kleinen Felsinsel gelegentlich brüten. Doch leider fanden wir nur Flussseeschwalben, bevor wir von unserem Beobachtungsposten weggeschickt wurden - die Brücke galt wegen des nahen G8-Gipfels als "High Security Sector".

An unserem nächsten Ziel, dem Vane Farm RSPB Reserve am Loch Leven, hatten wir mehr Erfolg. Aus den Hides im Feuchtgebiet konnten wir Kiebitze, Austernfischer, Rotschenkel, zahlreiche Enten, Gänse und Möwen, Rohrammern, Bluthänfling, Trauerbachstelzen und andere Arten beobachten.
Auf dem Weg durch das anschliessende Wald- und Hügelland konnten wir ausserdem viele Fitisse und Baumpieper sowie einen Gimpel mit Jungvögeln sehen.

Bachstelze
Loch Leven
Rohrammer
Loch Leven
Loch Leven/Vane Farm RSPB Reserve

Zufrieden nahmen wir die letzte Etappe für diesen Tag in Angriff. In der Nähe von Stonehaven fanden wir schliesslich ein B&B, den geplanten Abstecher an die Küste bei Crawton verschoben wir wegen des aufziehenden Nebels auf den nächsten Morgen.

4. Tag (3.7.05): Stonehaven - Ythan Estuary & Sands of Forvie - Aviemore

Am nächsten Morgen machten wir uns nach einem handfesten schottischen Frühstück bei schönstem Wetter auf an die Klippenküste bei Crawton. Dort erwarteten uns im Fowlsheugh Reserve die typischen Klippen- und Heideland-Bewohner wie Trottellumme, Tordalk, Papageitaucher, Silber-, Dreizehen-, Mantel- und Heringsmöwe, Eissturmvogel, Krähenscharbe, Felsentaube, Dohle, Wiesenpieper und Feldlerche.

Crawton
Die eindrücklichen Klippen an der Küste bei Crawton.

Nördlich von Aberdeen, beim Städtchen Newburgh, besuchten wir als nächstes den Ythan Estuary, die Mündungszone des River Ythan in die Nordsee. Auffallend waren hier die zahlreichen Bluthänflinge. Weitere Beobachtungen schlossen viele Eiderenten, Brand- und Zwergseeschwalben und zwei Streifengänse ein.
Gleich in der Nähe liegen die Sands of Forvie, ein Heidegebiet mit einigen Tümpeln. In dieser absolut beeindruckenden Landschaft konnten wir unter anderem viele Wiesenpieper und Feldlerchen beobachten sowie einige Bluthänflinge und Schilfrohrsänger.

Sands of Forvie
Sands of Forvie
Feldlerche
Sands of Forvie
Sands of Forvie

Nach dem Besuch in diesen tollen Gebieten machten wir uns wieder auf den Weg nach Aviemore in den Highlands. Am frühen Abend bezogen wir Quartier in einem preiswerten Hotel, bevor wir noch einen Abstecher ans Loch an Eilein machten. Am Ufer dieses sehr schön im Waldland gelegenen Sees konnten wir nebst Flussuferläufern und einem Austerfischer mit Jungvogel vor allem typische Waldarten wie Haubenmeise, Zaunkönig, Rotkehlchen, Fitis, Erlenzeisig und einen Gartenrotschwanz beobachten.

5. Tag (4.7.05): Speyside & Cairngorm

Um den heutigen Tag, den wir ganz der spannenden Umgebung von Aviemore widmeten, voll auskosten zu können, starteten wir schon um 4:30 Uhr. Unser erstes Ziel waren das Loch Garten und Loch Mallachie, wo wir auf Schottische Kreuzschnäbel hofften und vielleicht sogar auf eine Auerhuhn-Beobachtung. Diese Top-Arten blieben uns zwar verwehrt, aber in der wunderschönen Morgenstimmung konnten wir unter anderem Schellenten und Flussuferläufer beobachten.
Da das Osprey Centre, ein guter Fischadler-Beobachtungspunkt, um 7:30 Uhr noch geschlossen war, zogen wir gleich weiter Richtung Cairn Gorm Mountain, wo wir Gebirgsarten wie Schneeammer, Alpenschneehuhn und Mornellregenpfeifer erwarteten.

Boat of Garten
Frühmorgens am Loch Garten - Bild: U. Gerber

Am Fusse des Cairn Gorm angekommen, stellten wir fest, dass auch der "Mountain Railway", eine Standseilbahn bis kurz unter den Gipfel, noch nicht fuhr. Wir beschlossen deshalb, zu Fuss hoch zu gehen - ein glücklicher Entscheid, wie wir später erfuhren, denn wer mit der Bahn hoch fährt, darf die Einrichtungen um die Bergstation nicht verlassen!
Bereits unterwegs konnten wir Wiesenpieper, Ringdrosseln und einen Steinschmätzer beobachten. Auf dem Gipfel angekommen konnten wir auch bald eine Schneeammer mit zwei flüggen Jungen finden und wenig später tauchten auch etwa fünf Alpenschneehühner auf.
Anschliessend ging es weiter Richtung Carn Ban Mor, einem weiteren spannenden Gebiet. Es zeigte sich jedoch, dass auch hier eine längere Wanderung fällig gewesen wäre, auf welche wir aus Zeitgründen und wegen ersten Müdigkeitserscheinungen verzichteten.

Cairngorm Mountains
Schneeammer
Cairngorm Mountains
Alpenschneehuhn
Cairn Gorm Mountain

Mit einem Zwischenhalt im Osprey Centre, wo wir durchs Fernrohr einen wunderschönen Blick auf einen halbwüchsigen Fischadler in seinem Horst werfen konnten, gings weiter Richtung Lochindorb, einem weiteren malerisch gelegenen See. Hier konnten wir Bekassinen, Kiebitze und Austernfischer beobachten. Auf der Suche nach dem Schottischen Moorschnehuhn, welches wir hier zu finden hofften, erkundeten wir auch die weitere Umgebung ausgiebig, aber leider erfolglos. Müde und entmutigt kehrten wir ans Lochindorb zurück. Während dem Picknick wartete dann doch noch ein Highlight: Zwei Prachttaucher im Brutkleid in Ufernähe! Und schliesslich, kaum auf dem Rückweg, spazierte direkt vor unserem Wagen eine Familie Moorschneehühner über die Strasse! Müde, aber glücklich über diesen erfolgreichen Tag, kehrten wir schliesslich ins Hotel zurück.

Moorschneehuhn
Schottische Moorschneehühner am Lochindorb - Mutter mit Jungvogel

6. Tag (5.7.05): Aviemore - Findhorn Valley - Inverness - Glen Affric - Fort William

Gestärkt mit genug Schlaf und einem guten Frühstück machten wir uns nochmals auf Richtung Carn Ban Mor, das wir am letzten Tag ausgelassen hatten. Das Wetter zog jedoch zu, und eine Wanderung in die Berge schien wenig sinnvoll, weshalb wir unser Unterfangen zum zweiten Mal abbrachen. Immerhin konnten wir unterwegs aus dem Auto noch ein paar Rothühner und Fasane beobachten.

Weiter ging es ins Findhorn Valley. In diesem sehr schönen Tal könnten wir unter anderem Gebirgsstelze, Wasseramsel und Sperber beobachten. Einheimische Birder empfahlen uns einen Abstecher bis ganz hinten ins Tal, von wo aus man auf einer Wanderung mit viel Glück Steinadler und Wanderfalke sehen könne. Das Glück war uns hold und kaum hatten wir unseren Wagen verlassen, tauchte schon ein Steinadler auf. Nachdem dieser wieder verschwunden war, zog auch gleich ein Wanderfalke vorbei und setzte sich auf einen Felsen, wo er sich im Fernrohr betrachten liess.

Nach diesem schnellen Erfolg machten wir uns - einem weiteren Tipp unserer englischen Kameraden folgend - auf ans Loch Ruthven, wo man gute Chancen auf den Ohrentaucher haben sollte. Wir konnten diese attraktive Art auch schön beobachten, bevor wir weiter Richtung Inverness fuhren.

Findhorn Valley
Highlands
Strasse in den Highlands
Fasan
Unterwegs in den Highlands

Von Inverness ging es weiter in südwestlicher Richtung entlang des Loch Ness. Nach dem berühmt-berüchtigten Monster hielten wir leider vergebens Ausschau...
Unseren nächsten längeren Halt legten wir im Glen Affric Nationalpark ein. Das Gebiet war vor allem landschaftlich ein absolutes Highlight, während im ornithologischen Bereich mit Arten wie Gebirgsstelze und Tannenmeise eher wenig los war. Leider war auch hier wieder nichts mit dem Schottischen Kreuzschnabel - offenbar hatten wir ein für diese Art eher schlechtes Jahr erwischt.

Glen Affric
Typische Landschaft im Glen Affric Nationalpark

Bis zum Abend fuhren wir weiter an die Westküste, wo wir kurz nach Fort William ein B&B bezogen.

7. Tag (6.7.05): Fort William - Glasgow - Mull of Galloway - St. Bees

Auf dem Tagesprogramm stand heute vor allem die Fahrt möglichst weit in den Süden. Von Fort William fuhren wir ohne grösseren Unterbruch nach Glasgow und weiter der Küste entlang bis auf die Halbinsel "Rhins of Galloway". Unterwegs konnten wir entlang der Küste einige Seevögel, darunter mehrere tauchende Basstölpel, beobachten.

Den ersten ausgedehnten Stopp legten wir am südlichsten Punkt Schottlands, dem "Mull of Galloway" ein. Vom Leuchtturm her beobachteten wir typische Klippenvögel wie Trottellumme, Tordalk und erstmals auf dieser Reise auch die Gryllteiste. Ausserdem zeigten sich Kolkraben, Strandpieper und Schwarzkehlchen.

Mull of Galloway
Die Klippenküste am Mull of Galloway - Bild: U. Gerber

Die nächste Etappe führte uns wiederum ohne weitere Stopps bis nach St. Bees, wo wir uns in einem hübsch am Strand gelegenen Hotel einquartierten. Abends machten wir noch eine kleine Tour an den St. Bees Head, wo wir an den Klippen nebst den üblichen Verdächtigen wie Trottellummen und Dreizehenmöwen auch einen jagenden Wanderfalken bewundern konnten.

8. Tag (7.7.05): St. Bees - Manchester - Zürich

Der Rückreisetag - auf kürzestem Wege fuhren wir nach Manchester und flogen mit vielen schönen Erinnerungen im Gepäck zurück nach Zürich.

Allgemeine Reisetipps für Nordengland & Schottland

Beobachtungsbedingungen: Man merkt deutlich, dass England die Heimat des "Birdwatching" ist - die meisten interessanten Gebiete verfügen über ein Informationszentrum, gute Wege und Hides, was das Beobachten natürlich sehr angenehm macht. Ausserdem trifft man öfters auf andere Birder, mit denen man sich austauschen kann.

Verkehr: Der öffentliche Verkehr in England und Schottland ist leider relativ wenig ausgebaut. Da die meisten guten Gebiete zudem etwas abgelegen sind, ist ein PW wohl die beste Wahl, um sich schnell und flexibel zu bewegen. An den Linksverkehr und die engen Nebenstrassen hat man sich bald gewöhnt, und man lernt die auch im Strassenverkehr bemerkenswerte englische Höflichkeit zu schätzen.

Essen & Unterkunft: Dass die englische Küche nicht gerade herausragend ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. In den etwas grösseren Orten findet man dennoch meistens ein Restaurant mit geniessbaren Speisen (empfehlenswert sind z. B. die meisten der relativ zahlreichen indischen Restaurants) oder wenigstens einen Supermarkt. In abgelegeneren Regionen kann der spontane Einkauf jedoch problematisch werden und es lohnt sich, sich vorgängig mit einem Picknick einzudecken. Auch in vermeintlichen Tourismus-Gebieten (z. B. Nationalparks) ist es teilweise nicht leicht, etwas vernünftiges Essbares aufzutreiben.
Unterkünfte sind meistens nicht problematisch. Auch in kleineren Dörfern oder ganz abgelegen an Überlandstrassen gibts oft B&Bs oder kleine, günstige Hotels. Normalerweise findet man auch ohne vorgängige Reservation einen Platz, sofern man sich am früheren Abend nach einer Unterkunft umschaut. Die Preise für ein B&B liegen bei ca. 25£ pro Person (ca. 50 Fr. / 35€).

Literaturtipps

Das Buch "Top Birding Spots in Britain & Ireland" von David Tipling beschreibt sehr umfassend und zuverlässig die besten Beobachtungsgebiete.
Eine sinnvolle Ergänzung dazu kann "Bill Oddie's Birding Map of Britain & Ireland" sein, die mehr auch kleine Gebiete angibt, dafür nur sehr knappe Infos zu den Gebieten enthält.
Unsere Reiseplanung beruhte fast ausschliesslich auf diesen beiden Werken. Wir fanden jeweils problemlos die besten Beobachtungspunkte und einen grossen Teil der beschriebenen Arten.