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Kulturland

Unter Kulturland im engeren Sinne versteht man sämtliche vom Menschen landwirtschaftlich genutzten Fächen; also z. B. Ackerland, Wiesen, Weiden und Obstkulturen. Solche Lebensräume bestehen erst seit wenigen 1000 Jahren, deshalb sind noch keine Tier- und Pflanzenarten konkret auf diese Gebiete spezialisiert. Stattdessen kommen hier Arten aus anderen Lebensräumen vor, für die das Kulturland zu einem sogenannten Sekundärhabitat geworden ist. Dies sind einerseits wenig spezialisierte Waldarten, Arten der lichten Wälder und Waldränder und Steppenbewohner. Je nach Struktur und Bewirtschaftungsform kommen ganz unterschiedliche Arten im Kulturland vor.

Halboffenes Kulturland

Wo im Kulturland Bäume und Sträucher in Form von Hecken, Feldgehölzen, Obstgärten oder auch einzelnen Feldbäumen vorkommen, entstehen Lebensräume, die lichten Wäldern und natürlichen Übergangsbereichen zwischen Wald und Offenland ähneln. Entsprechend kommen hier auch Vogelarten vor, die ursprünglich aus solchen Habitaten kommen, z. B. Grünspecht, Baumpieper, Gartenrotschwanz sowie verschiedene Grasmücken, Würger, Finken und Ammern. Da die natürlichen Lebensräume dieser Arten selten geworden sind, stellt das Kulturland heute einen wichtigen Ersatzlebensraum dar.

Halboffenes Kulturland
Halboffenes Kulturland mit Hecken und Einzelbäumen bei Chur (Schweiz)

Leider sind - vor allem in Mitteleuropa - viele der wertvollen Hecken, Feldgehölze und Obstgärten verschwunden, da sie in der intensiven, maschinellen Landwirtschaft als Hindernisse gesehen werden. Die einst weitläufigen, artenreichen Hochstamm-Obstgärten wurden grossflächig überbaut oder durch die produktiveren und maschinell bewirtschaftbaren, aber ökologisch praktisch wertlosen Niederstammkulturen ersetzt. Entsprechend wurden bei typischen Hecken- und Obstgartenvögel wie Steinkauz, Wendehals, Baumpieper, Gartenrotschwanz, Goldammer, Rotkopfwürger und Neuntöter in Mitteleuropa starke Bestandesrückgänge verzeichnet.

Offenes Kulturland

Völlig offene Gebiete wie Äcker, Wiesen, Weiden und Brachen werden hauptsächlich von Arten besiedelt, die ursprünglich Steppen und Halbwüsten bewohnen. Typische Beispiele dafür sind etwa Rebhuhn, Wachtel, Triel sowie Gross- und Zwergtrappe, aber auch Singvögel wie einige Lerchen- und Pieperarten, Braunkehlchen, Bluthänfling und Grauammer. Solche Arten hatte ihren Verbreitungsschwerpunkt ursprünglich vor allem weiter im Osten, da in Mittel- und Westeuropa ähnliche Habitate natürlicherweise nur sehr selten vorkommen.
Ausserdem ist das Kulturland zum Sekundärhabitat einiger Arten geworden, die ursprünglich bei uns in offenen Feuchtgebieten gebrütet haben, z. B. für den Wachtelkönig sowie den Kiebitz und andere Limikolen.

Extensives Kulturland
Extensives, offenes Kulturland im Balranald RSPB Reserve (Schottland)

Auch diese Arten sind durch die intensive Landwirtschaft stark zurückgegangen. Früher konnte in Äckern neben den Kulturpflanzen eine reichhaltige Begleitflora mit entsprechend vielen Insekten und anderen Kleintieren gedeihen. Dies sorgte für ein grosses Nahrungsangebot für diverse Vögel. Durch den Einsatz von Pestiziden und Dünger ist diese Vielfalt jedoch verschwunden. Zudem fehlen unbewirtschaftete Brachflächen, wie sie früher zur Regeneration des Bodens üblich waren.
Die extensiven Wiesen und Weiden, welche zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas gehören, sind ebenfalls sehr stark zurückgegangen. Intensiv gedüngte Wiesen beherbergen deutlich weniger Arten, und durch den frühen und häufigen Schnitt haben bodenbrütende Vögel wie Wachtelkönig, Feldlerche und Braunkehlchen keine Chance, ihre Brut grosszuziehen - die Nester werden ausgemäht.

Ökologische Landwirtschaft

Auch in der modernen Landwirtschaft ist es möglich, durch geeignete Massnahmen die ökologische Qualität zu steigern und eine hohe Artenvielfalt zu erhalten. Entsprechende Massnahmen, z. B. das Anlegen von Brachflächen oder Hecken, sowie die extensive Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden werden in der EU und in der Schweiz durch finanzielle Anreize gefördert. Die aktuellen Bemühungen reichen zwar noch bei Weitem nicht, um den Rückgang der Artenvielfalt im Kulturland aufzuhalten, sie sind aber auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.